ANDY WARHOL'S FRANKENSTEIN
IL MOSTRO E IN TAVOLA...BARONE FRANKENSTEIN 
FLESH FOR FRANKENSTEIN, THE FRANKENSTEIN EXPERIMENT, UP FRANKENSTEIN, THE DEVIL AND DR. FRANKENSTEIN, CARNE PER FRANKENSTEIN, DE LA CHAIR POUR FRANKENSTEIN
1973
Italien/Frankreich
91 Min.
Compagni Cinematografica Champion s.p.a.
Paul Morrissey
Andrew Braunsberg
Paul Morrissey (nach Motiven von Marry Shelley)
Luigi Kuveiller
Claudio Gizzi
Carlo Rambaldi
Männliches und weibliches menschliches Flickwerk-Monster
Joe Dallesandro .... Nicholas
  Monique van Vooren .... Baronin Katrin Frankenstein
  Udo Kier .... Baron Frankenstein
  Arno Jürgings .... Otto
  Dalila di Lazzaro .... Weibliches Monster
  Srdjan Zelenovic .... Sacha/männliches Monster
  Nicoletta Elmi .... Monica
  Liv Bosisio .... Olga
  Cristina Galoni .... Farmer
  Carla Mancini .... Prostituierte
  Marco Liofredi .... Erik
  Fiorella Masselli .... Prostituierte
  Rosita Torosh .... Prostituierte
  Imelde Marani .... Prostituierte
  Jack Tinsley .... Polizist (ungenannt)
Criterion Collection (LD, DVD, USA), Atlas Video, Toppic Video/Polyband (VHS, Deutschland), CMV Laservision, Best Entertainment (DVD, Deutschland)
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Zusammen mit seinem Helfer Otto werkelt Baron Frankenstein in einem serbischen Schloss an seinen Kreaturen. Er möchte ein vollendetes männliches und ein ebenso unschlagbar gelungenes weibliches Wesen kreieren, die den Grundstock für eine neue Superrasse bilden sollen. Während die weibliche Kreatur nur noch auf das Einhauchen ihres Lebens wartet, muss für das männliche Exemplar noch ein passender Kopf samt perfektem, nur noch bei der serbischen Bevölkerung anzutreffendem, antiken Nasum gefunden werden. Und weil es auch mit der Fortpflanzung klappen soll, muss der Kopf (sprich: das Gehirn) von vornehmlich sexuellen Interessen beseelt sein. Derweil Frankenstein und Otto in ihre Experimente vertieft sind, zeigt sich Frankensteins Frau, Baronin Katrin, die gleichzeitig auch Frankensteins Schwester ist, eher gelangweilt von dem Leben im Schloss. Vor allen Dingen leidet sie darunter, dass ihre nimmersatten sexuellen Wünsche keine Befriedigung erfahren. Doch Rettung ist in Sicht, denn sie hat sich bereits einen ihrer Landarbeiter, Nicholas, ausgeguckt, den sie mehr als einmal mit den jungen Mägden im Heu erwischt und daher zu einer Unterredung aufs Schloss beordert hat. Die Gräfin liegt mit ihrer Vermutung, in ihm einen passablen Bettgenossen zu finden, richtig, denn Nicholas benötigt zur Vervollkommnung seines Sexlebens sogar die Dienste in einem Bordell. Zu einem solchen Besuch überredet er eines Tages auch seinen Freund Sacha, der sich vorgenommen hat, sein Leben in einem Kloster zu verbringen, aber noch nie Kontakt mit Frauen hatte. Im Bordell angekommen, gibt sich Nicholas den fleischlichen Freuden hin, während Sacha mit der sich ihm anbietenden Weiblichkeit nicht viel anzufangen weiß. Draußen vor dem Bordell haben sich jedoch unlängst auch Frankenstein und Otto postiert, die glauben, in einem solch sündigen Etablissement den geeigneten Kopf für ihre Experimente zu finden. Als spät abends die beiden Besucher betrunken aus dem Bordell wanken, überfallen Frankenstein und Otto beide und schneiden Sacha den Kopf ab. Am nächsten Morgen erwacht Nicholas, verscharrt die kopflose Leiche seines Freundes und macht sich auf den Weg zum Schloss. Dort zerstreut Katrin seine Befürchtungen, er könnte für den Tod seines Freundes verantwortlich gemacht werden und stellt ihn als Diener ein, was seine Sicherheit garantieret. Während er gleich seinen Dienst im Bett der Baronin beginnt, legen Frankenstein und Otto im Labor letzte Hand an die Monster. Mit großer Stromzufuhr wird ihnen Leben eingehaucht. Am selben Abend präsentiert Frankenstein seine Monster bei Tisch, die Baronin ihren neuen Diener. Doch Nicholas erkennt das Gesicht seines ermordeten Freundes wieder und ist fortan von dem Gedanken besessen, in das geheime Labor des Barons einzudringen und sich von den ruchlosen Machenschaften dort selbst ein Bild zu machen. Es kommt zu einer effektgeladenen Auseinandersetzung aller Beteiligten, bei denen kein Protagonist mit dem Leben davonkommt.

Ganz ähnlich der in Folge entstandenen, modernen Version von DRACULA fahren Morrissey & Co. ein ganzes Sammelsurium abstruser Ideen und Ergänzungen zur eigentlichen Schauergeschichte von Mary Shelley auf. Während die Kreation der perfekten Menschenrasse im Verlauf der Geschichte etwas in den Hintergrund gerät, drängen sich dekadente sexuelle Obsessionen bis zur offen zur Schau gestellten Nekrophilie in den Vordergrund. Auch sehr gewagt ist das wie selbstverständlich behandelte inzestuiöse Verhältnis zwischen dem Baron und seiner nymphomanen Schwester. Die Story gipfelt - wie auch im darauffolgend entstandenen DRACULA - in einen Höhepunkt, bei dem sich die Ereignisse gründlich überschlagen und das Monsterlabor seinem Namen einmal mehr als gerecht wird. Untermalt wird der FIlm zur Gänze und mit nur wenigen kleinen Pausen von den stimmungsvollen und durchgehend harmonischen Klägen aus der Feder Claudio Gizzis. Gerade die sehr melodiöse Musik Gizzis wirkt in Verbindung mit den auf der Leinwand zur Schau gestellten Bildern oftmals sehr grotesk, trägt aber durchweg ihren Teil zur eigentümlichen Atmosphäre des Schauerwerks bei. Sehr viel Witz zieht der Film auch aus seinen bizarren und sehr zynischen Dialogen, die man in dieser Art nicht unbedingt in einem eher klassischen Filmstoff vermuten würde. Darüber hinaus wird der geneigte Zuschauer in der englischsprachigen Version mit einer akzentüberfrachteten Aussprache Kiers und Jürgings verwöhnt, der zuzuhören allein schon eine Freude und das Eintrittsgeld wert ist. Und obwohl FRANKENSTEIN wie auch die DRACULA-Verfilmung in seinem Gefolge mit nur einem extrem geringen Budget realisiert wurde, erzeugt der Film in seinen absolut verschwenderischen und großartigen Sets eine sehr dichte Atmosphäre mit durchweg sehenswert fotografierten Bildern von Luigi Kuveiller, der nur ein Jahr später für Dario Argento den Giallo PROFONDO ROSSO auf Zelluloid bannte. ANDY WARHOL'S FRANKENSTEIN wurde trotz des schmalen Budgets komplett in "Spacevision", einem 3D-Verfahren, gedreht. Leider gibt es außerhalb einiger engagierter Kinos keine 3D-Version dieses Films mehr zu sehen, was an dem für den Heimbereich nur schwerlich umzusetzenden Verfahren liegt. Den Genuss des Films in 3D sollte man auf keinen Fall versäumen, sollte er auf dem Spielplan eines Filmkunsttheaters oder Programmkinos stehen. Ein gestählter Magen ist wegen der zuweilen haarsträubenden Effekte des italienischen Künstlers Carlo Rambaldi mitzubringen, denn der Film suhlt sich seine gesamte Spielzeit hindurch in nur schwer zu ertragenden Abscheulichkeiten, wobei allein die Szene, in der Udo Kier seinem weiblichen Monster Leben "einspritzt" und gleichzeitig auf ihr liegend mit der freien Hand das Gedärm unterhalb der Bauchdecke untersucht, selbst bei heutigen Standards noch ihresgleichen sucht. Es ist daher kein Wunder, dass der Film in England und Finnland schnell Verboten zum Opfer fiel und nicht zuletzt auch gerade wegen dieser Szenen in den USA mit dem Pornorating "X" bedacht wurde. Während der Film in Deutschland ohne Beanstandung mit einer Freigabe für Erwachsene gespielt werden konnte, wurden die Amerikaner in späteren Jahren noch mit einer arg verstümmelten "R"-Fassung konfrontiert, die natürlich dem Werk in keiner Weise mehr gerecht wird. Glücklicherweise liegen mittlerweile fast überall ungekürzte Versionen dieses Films für den Heimbereich vor, bei denen man bis auf die gekürzten deutschen DVDs und Videokassetten mit einer Freigabe ab 16 Jahren sowie die britische, aber auch italienische VHS-Auswertung bedenkenlos zugreifen kann. Ganz besonders toll: Die alten deutschen Videos von Atlas und Toppic, die mit einem vollen Scope-Bild und einer gelungenen deutschen Synchronisation verwöhnen und die Vorzeige-DVD der amerikanischen Criterion Collection, die neben Trailer und Filmbildern auch noch mit einem sehr informativen Audiokommentar von Hauptdarsteller Udo Kier und Regisseur Paul Morrissey ausgestattet ist. Zugreifen!

Text und Titelgrafik: molotto

 

 

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