ASTARON – BRUT DES SCHRECKENS
CONTAMINAZIONE
CONTAMINATION, ALIEN CONTAMINATION, TOXIC SPAWN
1980
Italien
82 min. (dt. Fassung), 95 min. (intern. Fassung)
ALEX Cinematografica, S.r.l./Bathonia Film GmbH/Lisa Film GmbH
Lewis Coates (Luigi Cozzi)
Claudio Mancini
Lewis Coates (Luigi Cozzi) + Erich Tomek [nach einer Story von Lewis Coates (Luigi Cozzi)]
Giuseppe Pinori
Goblin
Claudio Mazzoli + Giorgio Ferrari (Zyklop), Giovanni Corridori (Spezialeffekte)
Killereier, Besessene + Astaron, das Monster vom Zyklopenstern
Ian McCulloch .... Commander Ian Hubbard
  Louise Marleau .... Colonel Stella Holmes
  Marino Mase’ .... Lt. Tony Aris
  Siegfried Rauch .... Hamilton
  Gisela Hahn .... Perla de la Cruz
  Carlo de Mejo .... Agent Young
  Carlo Monni .... Dr. Turner
VPS Video (VHS, Deutschland), Hollywood (VHS, Frankreich), Paragon (VHS, USA), VIP (VHS, GB), European Creative Films (VHS, GB), Marketing Film (DVD, Deutschland), CMV Laservision (DVD, Deutschland), Blue Underground (DVD, USA), King Records (Soundtrack, Japan), Cinevox Records (Soundtrack, Italien)
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Im Hafen von New York läuft mit Volldampf und scheinbar führerlos ein großes Frachtschiff, die Caribbean Lady, ein. Bei der Untersuchung des Schiffs durch die Hafenmeisterei, einen Doktor und Lieutenant Tony Aris der New Yorker Polizei scheint das Schiff zunächst verlassen, von der Besatzung fehlt jede Spur. Doch versteckt in allen Ecken und Ritzen liegen grausig zugerichtete und förmlich von innen nach außen umgestülpte Leichen herum, die nach und nach entdeckt werden. Mehr noch: Im Frachtraum, verpackt in Kartons mit der Aufschrift „Café Univer X“ werden grüne, eiförmige Gebilde gefunden. Und eines davon, das unter eine Dampfleitung gerollt ist, pulsiert, leuchtet und scheint zu leben. Das Ei soll geborgen werden, platzt dabei allerdings und überschüttet die umstehenden Personen mit grüner Glitsche. Daraufhin krümmen sich die so angefallenen vor Schmerz, blähen sich mir nichts dir nichts auf und zerplatzen bauchlängs mit einem lauten Knall. Ein klarer Fall für Stella Holmes, Colonel des Verteidigungsministeriums, die sofort ein Vorgehen nach „Plan Nummer 7“ anordnet, den das Massaker an Bord der Caribbean Lady überlebenden und mittlerweile in Quarantäne steckenden Lt. Aris einer Befragung unterzieht und alle restlichen Eier im Schiff einfrieren lässt, damit die Untersuchung beginnen kann. Schnell ist klar: Die Eier sind völlig unbekannte lebende Bakterienkulturen. Und weil sonst niemand Erfahrung mit den Dingern hat, soll Lt. Aris dem Colonel bei allen weiteren Schritten behilflich sein, wovon der nächste so aussieht, dass man dem Lagerhaus einer Import-Export-Firma, für die die Lieferung auf dem Schiff gedacht war, einen nächtlichen Besuch mitsamt polizeilichem Großaufgebot abstattet. Auf die Polizei wird sofort das Feuer eröffnet, und als das Lager gestürmt wird, zeigt sich, dass dies bereits vollgestopft mit Eiern ist. Die Bewacher des Lagers sehen gegen die Übermacht der Ordnungskräfte keine Chance und verüben Selbstmord mit Eierschleim. Das Lager wird danach von der Polizei mit Flammenwerfern „gereinigt“. Die weitere Untersuchung der Eier im Labor hat derweil ergeben, dass die Eier unmöglich von der Erde stammen können, was Stella Holmes schnell auf die Idee bringt, dass jemand, ein Raumfahrer gar, die böse Saat auf die Erde geschmuggelt haben muss. Und prompt fällt ihr auch die letzte Marsexpedition ein, bei der der Raumfahrer Ian Hubbard scheinbar wahnsinnig geworden war und dessen Fall sie einst selbst untersuchen musste. Sie besucht den sich mittlerweile im Dauersuff befindenden Hubbard und zeigt ihm Fotos der Eier, die mit seinen einst angefertigten Zeichnungen absolut übereinstimmen. Sofort willigt er ein, bei der Klärung des Falls zu helfen, zumal er wiederholt zu berichten weiß, dass sein Kollege Hamilton seinerzeit wie besessen von einer Höhlenexpedition auf dem Mars zurückgekehrt ist. Dumm nur, dass Hamilton bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam und nicht mehr befragt werden kann, deshalb machen sich Hubbard, Lt. Aris und Stella Holmes zur Kaffeeplantage nach Kolumbien auf, von der aus die Eier verschifft wurden. Dort agiert im Hintergrund der für tot erklärte Hamilton zusammen mit seiner nicht minder finsteren Gespielin Perla de la Cruz und zieht durch die telepathische Vernetzung mit dem Astaron, dem Mastermind der Marsianer, die Strippen der großen Sache, der außerirdischen Invasion auf der Erde. Und durch sein Netz von Agenten und zwielichten Gestalten weiß er natürlich auch längst von der Ankunft der Gruppe aus New York in Kolumbien. Um sich ihrer zu erwehren, will er Stella Holmes töten, wozu er sich eines Eis bedient, das er in ihrem Hotelbadezimmer deponieren lässt. Doch Stella kann in letzter Sekunde von Hubbard und Aris gerettet werden. Während sich der Lieutenant und der Colonel deshalb schnell auf den Weg zur Plantage machen, um für Klarheit zu sorgen, nimmt Hubbard das ganze Areal aus der Luft ins Visier. Doch auch auf ihn wird ein Anschlag verübt und er kann sein Sportflugzeug nur mit Müh und Not mitten in der Plantage notlanden, wo unter den Kaffeepflanzen Eier über Eier heranwachsen. Derweil geben sich Holmes und Aris für potentielle Kaffeekäufer aus, werden aber von Hamilton prompt gefangen genommen und stehenden Fußes zu Astaron, dem eierkackenden Killerzyklopen vom Mars, geführt, der tief im Keller ein (noch) für die Menschheit verborgenes Dasein fristet. Während der Zyklop mit seinem Hypno-Auge Besitz von Lt. Aris ergreift und ihn verspeist, kann sich Hubbard unbemerkt in eine Gruppe Eier-Kontrolleure einschmuggeln und sich so Zutritt zum Hauptgebäude verschaffen. Dort trifft er auf Perla de la Cruz, nimmt sie gefangen und lässt sich von ihr zu den anderen in den Keller bringen, wo Hamilton gerade dabei ist, Stella Holmes dem Zyklopen zuzuführen. Bevor er sie jedoch töten kann, schießt Hubbard Astaron das funzelige Auge mit einer Signalpistole aus, der Bann ist gebrochen. Derweil Astaron stirbt, reißt er in seinem Todeskampf auch den mental mit ihm verbundenen Hamilton mit sich, den es derb zerreißt. Doch ist Astarons Bestreben nach Weltherrschaft damit tatsächlich Einhalt geboten?

Im letzten Bild des Films sieht man ein Ei in einem Müllberg auf den Straßen von New York herumliegen, das zunächst pulsiert und dann aufplatzt. Obwohl hiermit natürlich einer Fortsetzung zu ASTARON Tür und Tor geöffnet sind, kam es dazu bis heute nicht. Und das müsste auch nicht unbedingt sein, obwohl der Film durchaus Spaß macht. Recht häufig auch eher unfreiwillig, denn wenn von angeblichen Astronauten wie Hubbard versonnen zusammengesponnene Äußerungen à la „Der wirkliche Hamilton kam niemals zurück auf die Erde. Er ist noch immer da oben auf dem Mars, dem Zyklopen-Stern!“ kommen und von besagtem Hamilton Großsprecherisches wie „Astaron wird die Menschheit von diesem Planeten hinwegfegen!“ zu hören ist, man sich aber im selben Augenblick dem unbeweglichsten und von seiner äußeren Erscheinung ärmsten Filmmonster seit Anrollen der von ALIEN losgetretenen Welle bösartiger Intelligenzen aus dem Weltraum gegenübersieht, dessen einziges Auge ganz unverhohlen wie eine 25W-Glühlampe funzelt und auch gar nichts anderes ist, dann ist da einfach nichts mehr zu machen. Überhaupt fegt über sämtliche Effekte in ASTARON, und um die dreht es sich schließlich bei so einem Film mit an erster Stelle, der böige Wind des Dilletantismus, denn wenn schon der Zyklop nicht so toll ist, sind es die Miniaturen, die den Mars darstellen sollen (eine mit Oliven gespickte Gipslandschaft) und auch die platzenden Bäuche (sichtbar umgeschnallte Plastiksäcke) erst recht nicht. Und dass Cozzi die Bäuche seiner Protagonisten dann noch durchgehend in Peckinpah’scher Zeitlupe explodieren lässt, verbessert den wackeligen Eindruck auch nicht gerade. Immerhin: Cozzi ist bekanntermaßen selber ein großer SF-Fan, und vielleicht liegt es daran, dass der Film trotz seiner Mängel, seiner schlechten FX und unerhörten Tiefstapelei bei der Logik das gewisse Quäntchen Schrulligkeit bietet, das ein derartig gearbeitetes Werk noch ticken lässt. Gut unterhalten kann ASTARON nämlich durchaus, zumindest wenn man sich willens zeigt, sich von dem Film vorbehaltslos auf eine abenteuerliche Reise mitnehmen zu lassen. Dabei sollte man auch darüber hinweg sehen, dass Louise Marleau (Cozzis zweite Wahl übrigens, da die von ihm vorgesehene Caroline Munro den Geldgebern angeblich als Wissenschaftlerin eine Nummer zu hübsch und damit nicht glaubwürdig genug ausfiel – als hätte das hier noch etwas ausgemacht!) und auch der über Matul und Kito weitgereiste Brite Ian McCulloch weitgehend so fidel agieren wie zwei Kanten Holz. Marino Mase’ macht dafür den Spaßkasper, immerhin. Und der seinerzeit wohl nicht gerade überbeschäftigte Siegfried Rauch und die auch in anderen Italo-Filmen immer wieder gern gesehene und hier mit betonter Eiseskälte servierte Gisela Hahn wissen durchaus angehnehm aufzufallen. In den Szenen auf dem Mars guckt Rauch bemächtigt von Astaron ganz besessen in die Kamera – unglaublich, dass so einem im ZDF das Kommando über das Traumschiff anvertraut wurde. Aber das lässt sich auf der anderen Seite natürlich auch als ein gehöriger Karriereknick verstehen, denn vom Raumschiffkommandanten zum Kapitän eines mit Vetteln und Tattergreisen vollgestopften Vergnügungsdampfers ist es ein Abstieg die Leiter hinab, den man sich auch mal einen Moment länger auf der Zunge zergehen lassen darf. Egal, in ASTARON war er eh nur drin, weil der Großteil des Kapitals für die Produktion aus Deutschland kam. Mit dem für die Rolle von Louise Marleu gewählten Vornamen Stella verweist Cozzi übrigens noch durch die Hintertür auf einen anderen Film seiner Schaffenskarriere. Wer also nach ASTARON noch Interesse an weiteren Werken des „Meisters“ hat, darf gerne zugreifen. Statt der Stella-Forschung sei an dieser Stelle aber viel eher sein durchaus ernstzunehmender Giallo THE KILLER MUST KILL AGAIN empfohlen. ASTARON wurde für den deutschen Markt mit einigen Kürzungen bedacht, die sich aber sämtlich auf die Handlungs- und Dialogszenen erstrecken. Damit bekommt der Film, der eh nicht durch bemerkenswerte Tiefsinnigkeiten zu glänzen versteht, durchaus gehörig Fahrt, die ihm trotz der Tatsache, dass Kürzungen aus Prinzip generell abzulehnen sind, gar nicht mal so schlecht zu Gesichte steht. Die große, bis heute ungeklärte Frage ist nur, warum der Film und der in ihm zu feiernde Zyklop in Deutschland ASTARON heißt. Wahrscheinlich deshalb, weil der Film dann mit A wie ALIEN anfängt und er zumindest so in den etwas engeren Dunstkreis des Vorbilds zu rücken vermag.

Text und Titelgrafik: molotto

 

 

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