EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES, EINE JUNGFRAU BEI DEN LEBENDEN TOTEN
CHRISTNIA PRINCESSE DE L'EROTISME
I DESIDERI EROTICI DI CHRISTINE, UNE VIERGE CHEZ LES MORTS VIVANTS, CHRISTINA CHEZ LES MORTS VIVANTS, LOS SUENOS ERÓTICOS DE CHRISTINE, EXORCISMO PER UNA VERGINE, UNA VIRGEN EN CASA DE LOS MUERTOS VIVIENTES, LE LABYRINTHE, A COMME APOCALYPSE, LA NUIT ET ÉTOILES FILANTES, UNA VERGINE TRA GLI ZOMBI, UNA VIERGE TRA I MORTI VIVENTI, VIRGIN AMONG THE LIVING DEAD, ZOMBIE 4 : A VIRGIN AMONG THE LIVING DEAD, AMONG THE LIVING DEAD
1971
Frankreich/Italien/Liechtenstein
85 Min.
J. K. Films, Prodif Ets.
Jess Franco (Jesus Franco Manera)
Karl-Heinz Mannchen (Produktionsleitung)
Jess Franco (Jesus Franco Manera)
Jose Climent
Bruno Nicolai
Elisenda Villeneuve (Makeup)
Zombies, (vampiristisch veranlagte) Geister, die Herrscherin der Finsternis.
Cristina von Blanc .... Christina
  Britt Nickols (Britt Nichols) .... Carmancé
  Rosa Palomar .... Tante Abigail
  Anne Libert .... Herrscherin der Finsternis
  Howard Vernon .... Onkel Howard
  Jesus Franco Manera .... Basilio (als Jesus Manera)
  Paul Müller .... Ernesto
  Nadine Pascal
  Nicole Guettard
  Rose Kiekens
  Alice Arno
  Luis Barboo
  Fernando Bilbao
  Antonio de Cabo
Loco, Horror Class (VHS, Deutschland), Redemption (VHS, UK), EDDE Entertainment (VHS, USA), Arrow Film Distributors (DVD, UK), Image Entertainment (DVD, USA)
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Nach dem Tod ihres Vaters reist die junge Christina auf Schloss Monteserrat, wo schon die merkwürdigen Verwandten ihre Anreise erwarten. Angesichts der langen Jahre, die Christina nicht mehr in Frankreich war, ist das Hallo natürlich groß. Gleich bei Ihrer Ankunft kriegt das Mädchen allerdings von ihrem Onkel Howard mitgeteilt, dass ihre Stiefmutter ebenfalls im Sterben liegt, was Christina dazu veranlasst, zu ihr ans Krankenbett zu eilen. Stiefmutter Hermina kann gerade noch die Warnung ausstoßen, Christina möge aus dem Schloss fliehen und segnet dann sogleich das Zeitliche. Von diesem plötzlichen Todesfall scheint mit Ausnahme Christinas die Verwandtschaft rein gar nicht betrübt. Während Onkel Howard angesichts des tragischen Umstands weiterhin dramatische Musik am Klavier zum besten gibt, die er übrigens als Walzer verstanden wissen will, malt sich Cousine Carmencé, das kettenrauchende Luder mit unübersehbaren lesbischen Anwandlungen, die Fußnägel an, während Tante Abigail nicht eine Miene. Und auch Christina nutzt schon nach kurzer Trauer den Tag und geht zu einem See, der so schön klar funkelt, dass sie sich sofort nackt auszieht und hineinhüpft. Ein zufällig vorbeikommender junger Mann verscheucht zwei alte Männer, die sich im Gebüsch an Christinas Körper mehr als erfreuen und freundet sich mich dem Mädchen kurze Zeit später an. Als sie den Jüngling, der nicht glaubt, dass auf Schloss Monteserrat noch jemand wohnt, ins Gemäuer bringt, wird er von Onkel Howard verscheucht. Christina läuft daraufhin traurig durch das Schloss und findet Carmencé und eine andere Cousine, die blinde und eigentlich hochanständige Linda, in einem Zimmer beim perversen Liebesspiel, bei dem Carmencé die Blinde mit einer Schere an der Brust verletzt und sich anschickt, ihr Blut zu trinken. Herzlich wird Christina von der Blutdurstigen zum Mitmachen eingeladen, sie schlägt dieses Angebot jedoch aus. Sichtlich geschockt flieht sie aus dem Schloss und läuft durch den großen Garten, während teuflische Visionen sie quälen. Sie gerät an eine alte Kapelle, in der gerade Basilio, der sprach- und kopfgestörte Diener ihres Vaters, zusammen mit Tante Abigail die abgehackten Hand der toten Hermina eines Ringes beraubt und bricht geschockt zusammen. Als sie erwacht, ist Carmencé an ihrem Bett, bewundert den nackten Körper des Mädchens und lädt sie erneut zu einem lesbischen Sexabenteuer ein. Christina schlägt das Angebot abermals aus und zieht sich rasch etwas an, zumal ja auch der Notar zur Testamentseröffnung erwartet wird. Christina erbt das Anwesen und alle Wertgegenstände. In der Nacht jedoch, als Christina wieder von wahnsinnigen Visionen gequält wird und durch den Garten läuft, steigen nun die Zombies aus den Gräbern und verfolgen sie. Sie flüchtet vor der sie attackierenden Totenschar ins Schloss. Währenddessen stellt Basilio der blinden Linda nach, denn er will sie ganz für sich. Als sich das Mädchen sichtlich erschüttert zurückzieht und sich, sich in Sicherheit wähnend, die Kleider vom Leibe streift, greift Basilio an und tötet sie mit einer Schlinge. Zurück im Schloss, wird Christina von Visionen ihres toten Vaters gequält, der von der Königin der Finsternis die Erlaubnis erhalten hat, seiner Tochter eine wichtige Nachricht zu bringen. Er teilt ihr mit, dass er ermordet wurde und Christina außerdem schnell aus dem Schloss fliehen soll, weil böse Dinge das Gemäuer beherrschen. Doch zu spät: Ihre Verwandten outen sich bereits als gruselige Geisterscheinungen, was in einer Vergewaltigung Christinas durch Onkel Howard gipfelt, während die anderen Toten höhnisch grinsend zuschauen. Christina erwacht in einer Klapsmühle. Sie wurde verstört und verängstigt auf der Dorfstraße aufgelesen. Doch als der Arzt gerade seine Visite beendet hat, ertönt ein gellender Schrei und der herbeigeeilte Mediziner kann nur noch Christinas Tod feststellen. Die Königin der Finsternis hat sich ihrer bemächtigt. Hand in Hand mit der Fürstin der Finsternis übereignet sich Christina zusammen mit der Gruselsippe aus Monteserrat in einem morastigen Tümpel badend der Ewigkeit.

Selten so ein wirres und unlogisches Stück Kino gesehen. Wie bei Franco üblich, ist die Geistermär mit allerlei sexuellem Krimskrams durchzogen, was den Filmfluss jedoch nicht weiter stört - schon gar nicht, wenn man weiß, wie sonst in Francos Filmen zuweilen die Leiber zucken. Da ist dieses Werk noch von eher verhaltender Natur, wenn es auch schon auffällt, dass sich hier Schockmomente und Perversionen immer abwechselnd die Klinke in die Hand geben. Von einer durchgehenden, mit wohldosiertem Spannungsbogen versetzten Geschichte kann da natürlich nicht gesprochen werden. Vielmehr reiht sich in CHRISTINA, PRINCESSE DE L'EROTISME Versatzstück an Versatzstück, und das in mehr als uninspirierter Weise: Während sich zu Beginn noch klassisches Geisterkino durchzusetzen versucht, dem durch eine erotische Komponente nach dem Gusto Francos vielleicht interessante Aspekte hätten abgewonnen werden können, versaut sich der Meister mit vielen scheinbar aus Jux und Dollerei zussammengeklatschten Szenen die Suppe selbst. Die zum Ende hin auftauchenden Zombies wirken eher störend denn schockierend, das Gemurmel um die mysteriöse Königin der Finsternis ergibt leider rein gar keinen Sinn und ein wenig grausam und blutig wird es immer genau dann, wenn Franco wohl einen lichten Moment gehabt und festgestellt hat, dass es aus dem gerade Gezeigten kein logisch nachvollziehbares Entrinnen mehr gibt. Die Brückenfunktion der erotischen Szenen und Schockmomente nutzt sich jedoch sehr schnell ab, in der Essenz bleibt meistens außer Langeweile kaum etwas übrig. Zur Ehrenrettung Francos muss man allerdings sagen, dass es ihm in einigen Szenen durchaus gelingt, für Stimmung und eine umheimliche Atmosphäre zu sorgen, was vor allem auch daran liegt, dass er seinen Kollegen Jean Rollin mehr als einmal mit fast identischen Bildern zu zitieren versucht. Einige Einstellungen erinnern frappierend an Momente aus den Streifen LA VAMPIRE NUE und LE FRISSON DES VAMPIRES. Beispielsweise die Szene, in der Christina Carmencé und Linda in einem Zimmer beim Vampir-Sex vorfindet, gibt es in fast identischer Form auch in FRISSON zu sehen, die Gruppenexzesse kurz vor dem Schluss lassen sich in optisch schönerer und ästhetischer Form auch am Ende von LA VAMPIRE NUE entdecken. Allerdings versteht es Franco nicht, um diese Szenen eine funktionierende Geschichte zu weben. Beide Regisseure zu vergleichen, ginge eh zu weit. Anzumerken ist jedoch, dass Franco zur Entstehungszeit von CHRISTINA, PRINCESSE DE L'EROTISME noch in vollem Saft stand und eigentlich mehr rühmliche als betrübliche Filme wie vorliegendes Beispiel produzierte. Zwar lassen sich in diesem Werk und auch in dem bereits an anderer Stelle beschriebenen NACHT DER OFFENEN SÄRGE schon erhebliche Mängel feststellen, Franco war dennoch in der Lage, durchaus gute und in ihrer Art einzigartige Filme auf die Beine zu stellen. Dumm nur, wenn Franco in seinen nicht gerade ansehnlich geratenen Werken, zu denen dieses Trauerspiel größtenteils auch zählen muss, gern gesehene Darsteller verheizt. Euro-Horror-Urgesteine wie Howard Vernon und Paul Müller, der zuvor in dem großartigen LADY FRANKENSTEIN zu sehen war, scheinen in diesem Werk verloren und wissen nicht, wohin mit ihrem unbestreitbaren Talent. Ähnlich schwer traf es Christina von Blanc, der man ihre Rolle nun gar nicht abkaufen mag. Dafür kann sie nichts, wie ihre Darstellungsfähigkeit in DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES belegt. Die übrige Truppe (Britt Nichols, Rosa Palomar, Anne Libert) und auch Howard Vernon versammelten sich fast gleich im Anschluss noch einmal, um zusammen mit dem Meister den überaus sehenswerten DIE NONNEN VON CLICHY auf Zelluloid zu bannen. Man sieht: Es geht durchaus auch anders. CHRISTINA, PRINCESSE DE L'EROTISME (Übrigens: Nach einer Prinzessin der Erotik sucht man in diesem Film natürlich vergeblich.) leidet auch darunter, dass nachträglich Szenen eingeschnitten wurden, die zweifelsohne darin wenig zu suchen haben. Ein Großteil der an Lächerlichkeit kaum mehr zu überbietenden Zombie-Sequenzen (mit Stand-ins gedreht, deren Haarfarbe zuweilen noch nicht einmal mit der der eigentlichen Darsteller identisch ist) ließ sich in der ursprünglichen Schnittfassung nicht finden, die daher auch runde 10 Minuten an Zeit einspart. Das ist bei diesem Werk nicht unbedingt von Nachteil. Der mittlerweile als Director's Cut verhökerte, 85minütige Print mitsamt der eher peinlichen und störenden Einschnitte in den Filmablauf sorgt eher für zusätzliche Konfusion in dem sowieso kaum nachvollziehbaren Filmstoff. Von daher geht eine dringende Empfehlung für diesen Film auch eher in Richtung der kürzeren Version, die mit der wunderbaren Redemption-VHS aus England ebenfalls vorliegt. Die deutsche Videokassette, die die Basis der Besprechung darstellt und mit einer besonders grausamen Sammlung hirnverbrannter Mono- und Dialoge ausgestattet wurde, ist eher eine Pein denn ein Zugewinn für die Franco-Sammlung. Wenn sich am Ende des Films alle Darsteller in den Tümpel eintauchend verabschieden, möchte man die VHS des Ramschanbieters Loco am liebsten gleich hinterher schmeißen.

Text und Titelgrafik: molotto

 

 

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