VAMPYROS LESBOS - ERBIN DES DRACULA
LAS VAMPIRAS, VAMPYROS LESBOS - ERBIN DES DRACULA
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1970
Deutschland, Spanien
86 Min.
Tele-Cine, Berlin und Fenix-Film, Madrid
Jess Franco (Jesus Franco Manera)
Karl-Heinz Mannchen
Jess Franco (Jesus Franco Manera)
Manuel Merino
Manfred Hübler, Siegfried Schwab
-
Draculas letzte Freundin.
Soledad Miranda .... Gräfin Nadine Carody (als Susann Korda)
  Dennis Price .... Dr. Seward
  Paul Muller .... Dr. Steiner
  Ewa Stroemberg .... Linda Westinghouse
  Heidrun Kussin .... Agra
  Michael Berling .... Dr. Sewards Assistent
  Andrés Morales .... Omar (als Victor Feldman)
  Jesus Franco Manera .... Memmet
  José Martinez Blanco .... Morpho
Toppic Video (VHS, Deutschland), Crippled Dick Hot Wax (VHS, Deutschland), CMV Laservision (DVD, Deutschland), Synapse Films (DVD, USA), Redemption Video (VHS, UK), Second Sight Films (VHS, DVD, UK)
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Die Vampire haben sich's in Istanbul gemütlich gemacht: Dort haust die immer lüsterne Nadine, Draculas letzte Geliebte, in einer feudal eingerichteten 70er-Bude mit Morpho, ihrem Diener. Wenn sie sich nicht gerade auf ihrem roten Kunstlederbettchen räkelt, zieht's die geheimnisvolle Frau in die Nachtclubs der Stadt, wo sie aufreizende Lesbentanznummern zur Belustigung der eher stockkonservativ anmutenden Zuschauerschar aufführt. Noch schlimmer: Sie nutzt diese Tanzdarbietungen auch dazu, mental mit anderen Frauen in Kontakt zu treten und sie dergestalt zu verzaubern, dass sie ihr in gehöriger Weise verfallen. So ergeht es auch Linda Westinghouse, Mitarbeiterin eines großen Notariats, die zusammen mit ihrem Freund Omar zufällig eine solche Show besucht. Wie trifft es sich doch gut, dass bereits kurze Zeit später ein Auftrag in der Kanzlei eintrifft, mit dem Gräfin Nadine den Verbleib ihrer Habseligkeiten im Sterbensfall zu regeln gedenkt. Und da Linda mit diesem Fall betraut wird, reist sie unverzüglich zur Gräfin. Kaum ist sie angekommen, wird anstatt zu arbeiten lieber an den Strand gegangen und nackt gebadet - auch nicht schlecht! Leider jedoch verfällt Linda der Vampirin immer und immer mehr, zumal sie in ihre homoerotischen Fänge gerät. Schließlich flieht Linda aus Nadines Haus und bricht ohnmächtig zusammen. Als sie wieder erwacht, befindet sie sich in der Klinik von Dr. Seward, einer Kapazität auf dem Gebiet der Psychiatrie und des Vampirismus, und auch Freund Omar kommt an ihr Krankenlager geeilt. Schnell wird klar, dass sie unter dem Bann eines Vampirs leidet. Einen solchen Fall hat Dr. Seward bereits in der geschlossenen Abteilung mit der wirr vor sich hinbrabbelnden Agra sitzen, die - wie sich herausstellt - als unschuldiges Mädchen ebenfalls in den Dunstkreis der Gräfin gelangte und von ihrem Mann, Memmet, bereits verloren geglaubt wird. Nun denn. Nadine sehnt sich nach Linda zurück, Linda sehnt sich nach Nadine, Omar will die Vampirin vernichten und ein kurze Zeit später in die Handlung eingefügter, ominöser Dr. Steiner entpuppt sich als ein moderner Van Helsing, was bei Francos Vampirfilmen wahrlich keine Überraschung mehr darstellt. Mit Hilfe Dr. Sewards besinnt sich Linda langsam. Sie will mit der Gräfin abrechnen. Agras Mann, Memmet, verspricht ihr zunächst Hilfe, stellt sich dann allerdings als grauenhafter Sadist heraus, der Linda in seiner schäbigen Bude an einen Stuhl fesselt, zumal er erkennt, dass sie der Vampirin ausgeliefert war. Erst als Linda ihm trickreich allerlei Sado-Maso-Sauereien verspricht, kann sie sich aus ihren Fesseln befreien und Memmet mit einer Säge töten. Sie flieht zu Nadines Haus, wo sie die Gräfin bereits mehr tot als lebendig vorfindet. Nur wenn sich Linda dazu bereit erklären würde, ihr Blut zu geben, könnte Nadine weiterleben. Doch Linda besinnt sich eines Besseren und ermordet die lüsterne Vampirin. Just in diesem Moment tauchen auch Omar und Dr. Steiner auf der Bildfläche auf. Einer malerischen Fahrt auf dem Bosporus bei Sonnenuntergang steht nichts mehr im Wege...

Der Film erzählt in absolut abgefahrenen 70er Settings natürlich nichts anderes als die bereits aus Bram Stokers Horrorklassiker bekannte Geschichte, die auch mit Elementen der Erzählung "Carmilla" spielt. Gewürzt wird die Gruselmär, die im Grunde keine ist, mit viel nackter Haut und den für Franco auch in späteren Jahren bekannten, zuweilen niemals zu enden scheinenden Tanzeinlagen. Dagegen ist im Grunde auch nichts zu sagen, wohl aber dagegen, dass Francos Film vor allem im letzten Drittel ein wenig zu einer reinen Kasperage ausartet, die spätestens dann ihren Höhepunkt findet, wenn sich Franco selbst in der Rolle des Gruselmännleins Memmet in sado-masochistischer Verpackung präsentiert. Nach dieser Schlacht, die den eigentlichen Filmfluss sehr störend unterbricht, ist der Film eigentlich vorbei, das Ende der Gräfin nur noch Formsache, damit der übergeordnete Handlungsbogen seine Vollendung findet. Das will jedoch nicht heißen, dass diese Szenen schlecht sind, sie passen jedoch so rein gar nicht in das Bild des Films. Francos Ausflüge als sadistisch peitschender Pfaffe in dem 1974 abgedrehten EXORCISME ET MESSES NOIRES sind eine wesentlich bessere und stimmigere Spielwiese für derlei Extravaganzen. Im Fall von VAMPYROS LESBOS hätte Franco in der von ihm oft bekleideten Rolle des Dieners Morpho ganz sicherlich besser gefallen. Hinsichtlich der Darsteller hätte er dagegen kaum eine bessere Truppe für einen modernen Vampirfilm finden können: Neben seiner Muse Soledad Miranda, über deren Tod Franco selbst nie richtig hinweg kam, spielen auch der bekannte britische Mime Dennis Price und der nordische Exportschlager Ewa Stroemberg gehörig auf. In den Nebenrollen wecken immerhin die aus Oswald Kolles Aufklärungsvehikel ZUM BEISPIEL EHEBRUCH bekannte Heidrun Kussin und Andrés Morales ungeteilte Bewunderung. Morales mauserte sich in späteren Jahren zu einem von Franco oft eingesetzten Darsteller, der u. a. in dem im selben Jahr wie VAMPYROS LESBOS entstandenen EUGENIE, dem im Wallace-Fahrwasser schippernden TODESRÄCHER VON SOHO (mit einem extrem brillanten Horst Tappert) und auch dem sadistischen Klosterspektakel DIE NONNEN VON CLICHY durchaus eine gute Figur machte. Was den Film trotz seiner kleinen Unzulänglichkeiten funktionieren lässt und in dieser Form einzigartig macht, ist das rundum gelungene Zusammenspiel der hervorragenden Musik des Duos Hübler und Schwab in Verbindung mit der sehr ruhigen Kameraarbeit, die diesmal ohne Unschärfen und hektische Zooms auskommt, sowie den bereits erwähnten, beieindruckenden Sets. Da ist es kein Wunder, dass dieser Film im Zuge der 70er- und Easy Listening-Welle neu entdeckt wurde und zu einem Kult-Juwel avancierte. Das kann kein Zufall sein. Selbst kleinste Details passen im Film wunderbar zueinander. Allein die zur Schau getragene Sonnenbrillenmode würde heute kein Optiker mit gutem Gewissen mehr verkaufen wollen. VAMPYROS LESBOS wurde bei seiner Erstauswertung in mehreren Versionen mit unterschiedlichen Schnitten gestartet. Während in Frankreich nur eine arg gekürzte Fassung zur Aufführung kam, enthielt die deutsche Version alles, was Franco für die Leinwand mit der Kamera kredenzen ließ. Auf VHS und DVD gibt es mittlerweile ausschließlich sehr komplette Versionen zu sehen, deren Laufzeitunterschiede bedingt durch das unterschiedliche Quellenmaterial marginal ausfallen. Festzuhalten wäre noch, dass die alte VHS von Toppic anders als die sehr schön gelungene DVD von CMV Laservision mit einer komplett lokalisierten Titelsequenz aufwartet und der Film überdies mit einem Auszug aus dem Heinrich Heine-Gedicht "Helena" eingeleitet wird, was natürlich den Anspruch nicht zwingend ins Unermessliche schraubt. VAMPYROS LESBOS ist ein Film zum darin versinken, der sich am besten mit einem schweren Rotwein von der Couch aus genießen lässt. Selbst Fans, die den Filmen des spanischen Aushänge-Regisseurs eher skeptisch gegenüber stehen, sollten zumindest dieser Perle eine reelle Chance einräumen.

Text und Titelgrafik: molotto

 

als Soundtrack-CD
 
 

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