X-TRO – NICHT ALLE AUSSERIRDISCHEN SIND FREUNDLICH!
XTRO
JUDAS GOAT (Produktionstitel), MONSTRO (Produktionstitel), MONSTROMO (Shooting title)
1982
Großbritanien
82 min. 31 sec. (Originalende), 82 min. 4 sec. (nachgedrehtes Alternativende)
Amalgamated Film Enterprises/New Line Cinema
Harry Bromley Davenport
Mark Forstater
Iain Cassie + Robert Smight (nach einem Originaldrehbuch von Michael Sarry + Harry Bromley Davenport)
John Metcalfe
Harry Bromley Davenport
Tom Harris + Francis Coates
Aliens, ein lebensgroßer Plastiksoldat und ein Killerclown
Philip Sayer .... Sam Phillips
  Bernice Stegers .... Rachel Phillips
  Danny Brainin .... Joe Daniels
  Maryam d'Abo .... Analise Mercier
  Simon Nash .... Tony Phillips
  Peter Mandell .... Clown
  David Cardy .... Michael
  Anna Wing .... Mrs. Goodman
  Robert Fyfe .... Doktor
  Katherine Best .... Jane
  Robert Pereno .... Ben
  Tok .... Soldat
  Tik .... Monster
  Susie Silvey .... Frau im Landhaus
  Anna Mottram .... Lehrer
  Arthur Whybrow .... Mr. Knight
  Robert Austin .... Van-Fahrer
  Vanya Seager .... Paula Phillips
PolyGram Video/Spetrum/Arena (VHS, Deutschland), Astro Records & Filmworks (VHS, Deutschland), Nightmare Cinema (VHS, Deutschland), CMV Laservision (DVD, Deutschland), Marketing Film (DVD, Deutschland), Best Entertainment (DVD + VHS, Deutschland, FSK 16 Fassung), That’s Entertainment Records (Soundrack LP), Spectrum (VHS, UK + Dänemark), Warner Home Video (VHS, USA)
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Bei einem Ausflug auf seinen Landsitz verschwindet Sam Phillips beim Spiel mit seinem Sohn Tony in einem plötzlich auftauchenden, grellen Licht. Drei Jahre später kehrt er in Form eines grotesken Aliens zur Erde zurück, tötet ein Pärchen auf einer Landstraße, besamt eine nichtsahnende Frau und erhält mittels Spontanschwangerschaft und –geburt sein altes Aussehen zurück. Sein Ansinnen ist es, seinen zurückgelassenen Sohn zu holen und außerdem die Erde mit außerirdischer Brut zu beglücken und somit zu infiltrieren. Sams ehemalige Frau Rachel ist mittlerweile mit dem Fotografen Joe zusammen, im Haushalt hilft ihr außerdem die Französin Analise. Einzig Tony freut sich unbändig, seinen Vater wiederzusehen. Kurzerhand infiziert Sam seinen Sohn unbemerkt mit außerirdischen Genen, die Tony mit allerlei wundersamen Fähigkeiten ausstatten. So entledigt Tony sich einer Nachbarin mit Hilfe eines mannsgroßen Spielzeugsoldaten, nachdem sie sein Haustier, eine Schlange, getötet hat. Zur Durchsetzung des Masterplans, der Unterjochung der Erde durch die Aliens, erweckt Tony außerdem einen Spielzeugclown zum Leben. Dieser steht ihm nicht nur bei der Liquidierung weiterer unliebsamer Nachbarn zur Seite, sondern funktionert auch mit seiner Hilfe die Französin zur Alien-Eier legenden Gebährmaschine um. Derweil düsen Rachel und Sam zum Landhaus, denn Rachel möchte ihrem ehemaligen Mann, der vorgibt, sich an nichts erinnern zu können, was in den drei Jahren seiner Abwesenheit mit ihm geschehen ist, geistig ein wenig auf die Sprünge helfen. Während sie unterwegs sind, entdeckt Joe jedoch durch einen Zufall, dass Sam mit dem Mord an dem Pärchen auf der Landstraße in Verbindung stehen muss und will Rachel hinterher fahren, wobei er von Tony abgepasst wird. Sam dagegen hat immer größere Schwierigkeiten, seine menschenähnliche Form beizubehalten, was auch Rachel nicht verborgen bleibt. Just als die Situation im Landhaus eskaliert, erscheinen Joe und Tony auf der Bildfläche, doch es ist bereits zu spät. Sam, der sich mittlerweile zum Alien zurückverwandelt hat, tötet Joe und zusammen mit seinem sich ebenfalls schon transformierenden Sohn wird er von dem wartenden Raumschiff aufgegabelt. Zurück bleibt Rachel, die, ebenfalls eine Wandlung durchlaufend, in ihre Wohnung zurückkehrt, die bereits zu einer äußerst befremdlich anmutenden Basis außerirdischen Lebens geworden ist. Die Invasion hat begonnen.

Mit X-TRO brachte der zuvor kaum in Erscheinung getretene Regisseur Harry Bromley Davenport einen der letzten wirklich bedeutenden Vertreter der Alienschocker in die Kinos. Wenn der Film in Deutschland anno 1983 kaum mehr zu begeistern wusste und selbst in Großstädten für damalige Verhältnisse nur mittelmäßige drei Wochen im Einsatz war, fand er im Ausland doch umso mehr Anklang. In der Liste der „Top Grossing Films“ des amerikanischen Fachorgans Variety wusste er sich sogar bis auf Platz acht (gleich hinter DER DUNKLE KRISTALL) vorzukämpfen – eine beachtliche Leistung für einen Film solcher Güteklasse. An kruden Ideen und äußerst denkwürdigen Szenen mangelt es X-TRO keineswegs. Begleitet von der ebenfalls von Harry Bromley Davenport komponierten, sehr bizarren elektronischen Musik hagelt es sehenswerte und für das Genre sehr unüblich geratene Wechselspiele von mal ungemein waghalsig-surealen, mal äußerst blutig-brutalen Szenen, von denen die Vergewaltigung mitsamt Zeitrafferschwangerschaft und der Wiedergeburt von Sam und das Auftauchen der Clownfigur sicherlich die herausragendsten Beispiele darstellen. Auch der lebensgroße Spielzeugsoldat und die beiden Aliens wissen durchweg zu begeistern. Klar: Vieles in X-TRO ist purer Selbstzweck und dient allein Ausschmückung des Films mit effektiven Extravaganzen, macht aber auf Grund der sehr unüblichen Präsentation dieser Sequenzen durchweg viel Spaß, der selbst dadurch keinen Dämpfer erhält, wenn man X-TRO nur als späten Nachzügler zu Ridley Scotts ALIEN zu sehen gedenkt. Als ein Ripoff funktioniert der Film nämlich überhaupt nicht, wenn sich auch nicht ganz von der Hand weisen lässt, dass ihm der Erfolg des Großfilms geholfen hat, die Geldbörse der Produzenten, unter anderem auch die von New Line Cinemas Robert Shaye, zu öffnen. Und abgesehen davon, dass Davenport zumindest zu Beginn mit dem Wurf eines Knochens, der in der Luft kurz innehält und in einem grellen Licht explodiert, einen Augenblick lang auf Kubricks 2001 schielt, waren sich einige Verleiher auch nicht zu fein, X-TRO als Karrikatur zum einige Monate zuvor in Deutschland gestarteten Spielberg-Unfug E.T. – DER AUSSERIRDISCHE zu sehen und aus diesem Grund mit dem Untertitel „Nicht alle Außerirdischen sind freundlich!“ zu bedenken. Als ob man dies nicht unlängst wüsste... Außerdem wurde um beide Filme noch enger miteinander zu verbandeln mehr oder weniger gezielt das Gerücht gestreut, dass das Ende von X-TRO auf derselben Waldlichtung entstanden sei, auf dem auch Spielberg seine Alienlandung für E. T. abgedreht habe. X-TRO zog noch zwei Sequels nach sich, die zwar beide mit dem Original nichts zu tun haben und in allen Belangen recht dürftig ausgefallen sind, wobei X-TRO II – DIE ZWEITE BEGEGNUNG immerhin noch den Vorteil bietet, zumindest in der englischsprachigen Originalfassung einen sich unsicher durch den gesamten Film lallenden, da offensichtlich dauerbesoffenenen Jan-Michel Vincent zu präsentieren. Im Originalfilm gibt’s dafür ungleich sicherer agierende britische Schauspieler zu sehen, allen voran Bernice Stegers, die zuvor bereits in FELLINIS STADT DER FRAUEN und – noch viel besser – in Lamberto Bavas MACABRO – DIE KÜSSE DER JANE BAXTER zu sehen war. X-TRO ist zudem der Film, auf dem die Karriere von Maryam D’Abo fußt, die es einige Jahre später immerhin noch in einen Bond-Film schaffte und zeitgleich damit auch für freizügig inszenierte „Sexel“-Skandälchen in der Yellow Press sorgte. Unnütz zu sagen, dass der Bond-Film in dieser Hinsicht mehr enttäuscht als der wesentlich durchtriebenere X-TRO, in dem sie neben einigen Betthäseleien mit ihrem (Film-)Freund immerhin auch als in einer Badezimmerecke hängende Gebäranstalt für die Alien-Brut herhalten darf. Wenn es bislang sonst keinen herausragenden Beginn einer Filmkarriere gab – dies ist definitiv einer. Von X-TRO gibt es neben mehreren recht verunglückten deutschen DVDs natürlich auch eine solide VHS-Auflage, die sehr zu empfehlen ist, bietet sie doch das eigentliche Originalende des Films, wie es auch bei der Uraufführung in England zu sehen war. Bei allen anderen nachgeschalteten Videoauswertungen wurde das Ende, das Bernice Stegers zeigt, wie sie in ihrer völlig veränderten Wohnung von zahlreichen Kinderaliens umringt wird, die ihren schwangeren Bauch streicheln, durch ein an Luigi Cozzis ASTARON – DIE BRUT DES SCHRECKENS gemahnendes und nachträglich erstelltes Schock-Ende ersetzt, bei dem eines der Alien-Eier platzt und ein monströser Saugrüssel die Stegers aus dem Film plättet. Demzufolge sollte man die Augen nach der deutschen VHS und einer Alternativversion (z. B. dem qualitativ auch sehr schön geratenen Tape aus Holland) offen halten.

Text und Titelgrafik: molotto

 

als DVD (FSK 16)
als VHS (FSK 16)

 

 

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