ZOMBIES UNTER KANNIBALEN
ZOMBI HOLOCAUST
ZOMBIE HOLOCAUST, DOCTOR BUTCHER, M.D. (USA), QUEEN OF THE CANNIBALS, LA TERREUR DES ZOMBIES, CARNAGES, CANNIBAL FEROX, ZOMBI HOLOCAUSTO, HOLOCAUSTO DE LOS ZOMBIES
1980
Italien
74 min. (deutsche Fassung), 81 min. (internationale Fassung)
Flora Film, S.r.l. + Fulvia Film, S.r.l. + Gico Cinematografica, S.r.l.
Frank Martin (Marino Girolami)
Gianfranco Couyoumdjian, Fabrizio De Angelis
Romano Scandariato (nach einer Story von Fabrizio De Angelis)
Fausto Zuccoli
Nico Fidenco
Maurizio Trani
Frankensteinartige Ungeheuer (hier: Zombies).
Ian McCulloch .... Peter Chandler
  Alexandra Delli Colli .... Lorie Ridgway
  Sherry Buchanan .... Susan Kelly
  Peter O’Neal .... George Harper (dt. Fassg.: George Hopper)
  Donald O’Brien (Donal O’Brien) .... Dr. Obrero (dt. Fassg.: Dr. O’Brien)
  Dakar .... Molotto
  Walter Patriarca .... Prof. Stafford
  Linda Fumis
  Roberto Resta
  Franco Ukmar
  Giovanni Ukmar
  Angelo Ragusa
EuroVideo (VHS, Deutschland), GM Film (VHS, Deutschland), Video For Pleasure (VHS, Holland), Palace (VHS, Australien), VTC (VHS, England), MPM (VHS, Frankreich), Video Invest (VHS, Schweden), Thriller (VHS, USA), Dragon Entertainment (DVD, Deutschland), Shriek Show/Media Blasters (DVD, USA)
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In einem Krankenhaus in New York geschehen grauenvolle Dinge: Leichen werden von einem Unbekannten verstümmelt, Organe geklaut. Professor Drydock will die Vorfälle unbedingt vertuschen, damit der gute Ruf der Klinik keinen Schaden nimmt, doch als Drydock und seine Assistentin Lori eines Tages den Pfleger Turan dabei erwischen, wie er sich das frisch aus einem Körper geschnittene Herz einverleiben will und Turan daraufhin selbstmörderisch aus dem Fenster springt, muss sich Drydock vor der Polizei offenbaren. Da aber auch in anderen amerikanischen Städten die Fälle von Kannibalismus zugenommen haben, wird Peter Chandler von der Gesundheitsbehörde mit der Klärung der Vorfälle beauftragt. Durch Loris Hilfe, die neben Medizin auch Anthropologie studiert hat, kommen sie schnell darauf, dass hinter den Anschlägen die nach der „Göttlichen Insel“ benannte Kito-Sekte steckt, die auf den Molukkeninseln beheimatet ist. Chandler stellt Kontakt zu dem dort lebenden amerikanischen Arzt Dr. O’Brien her und zusammen mit Lori, seinem Assistenten George und dessen Freundin, der Reporterin Susan, wird sofort dorthin gereist. Bei O’Brien wird die Gruppe mit dem Führer Molotto und einigen einheimischen Trägern versehen, weiter geht es per Schiff nach Kito. Doch unterwegs erleidet der Motor Schaden und man muss eine andere Insel als die von Molotto vorgesehene ansteuern, um die Maschine eine Nacht lang abkühlen zu lassen. Aber kaum, dass sie sich ihr Zeltlager errichtet haben, verschwindet mit lautem Geschrei der Träger Mecani auf Nimmerwiedersehen im Unterholz. Da es in der Nacht zu gefährlich ist, in dem unbekannten Terrain zu suchen, werden die Nachforschungen auf den nächsten Morgen verschoben. Nachdem man sich in zwei Gruppen aufgeteilt hat, findet Susan zusammen mit Peter wenig später den grausam zugerichteten Überrest des Einheimischen. Außerdem bemerkt Lori an einem Baum das Kito-Symbol, sodass sich Chandler zu fragen beginnt, ob sie sich nicht unlängst auf Kito befinden und von Molotto und O’Brien absichtlich auf eine falsche Insel verbracht werden sollten. Wenig später tauchen unvermittelt Kannibalen im Dschungel auf, die verbleibenden Träger kriegen es darüber mächtig mit der Angst zu tun, und zwar so sehr, dass einer von ihnen abhaut, geradewegs in eine schlimme Dschungelfalle der Menschenfresser tappt und auch flugs von ihnen aufgegessen wird. Der Rest der Gruppe eilt ihm zur Hilfe, doch können Chandler und Co. nichts mehr ausrichten außer die Kannibalen zu verjagen. Man beschließt daher, ins Camp zurückzugehen und Funkverbindung mit O’Brien aufzunehmen. Dieser gibt ihnen Bescheid, dass er sie am nächsten Morgen bei einer verlassenen Mission mit einem Boot von der Insel abholen will, doch nachdem sie sich in der Nacht nur knapp eines weiteren Kannibalenüberfalls haben erwehren können, bei dem auch dem letzten Träger das Lebenslicht ausgeblasen wurde, wird die Gruppe bei ihrem Marsch am nächsten Tag ein weiteres Mal im großen Stile vom Kito-Urvolk aufgerieben. Susan wird bei dem Überfall verschleppt, George auf grausame Weise getötet. Aber just, als sich die Kannibalen auch noch über Peter und Lori hermachen wollen, lugen Zombiewesen hinter den Büschen hervor und vertreiben allein durch ihre Anwesenheit die Kannibalen. Mit Müh und Not schlagen sich Peter, Lori und Molotto zu O’Brien durch, der den beiden Zugereisten den dringenden Tipp gibt, die Insel mittels des am Strand von ihm abgelegten Schlauchbootes zu verlassen. Als Peter und Lori das Boot starten wollen, werden sie jedoch von einem der wiederbelebten Leichname angegriffen und können nur knapp entkommen. Für Peter steht nun fest, dass er den grausigen Umtrieben auf der Insel auf den Grund gehen muss, deshalb kehrt er zusammen mit Lori zur alten Mission zurück – allerdings nicht, ohne unterwegs noch auf einen weiteren Zombie zu treffen, der gerade mit Susans Haarschopf spielt. Susan liegt unterdessen auf dem OP-Tisch von O’Brien, der sich als wahnsinniger Wissenschaftler entpuppt, der mit der Transplantation von Gehirnen experimentiert, um, wie er sagt, die Natur korrigieren zu können. Susans Gehirn nun soll in einen anderen Körper verpflanzt werden, allerdings wird O’Brien bei seiner Unternehmung von Chandler und Lori gestört, was zur Gefangennahme von Chandler und der Flucht Loris in den Urwald führt. Während Lori von den Kannibalen gefangen wird, wird Chandler prompt auf einen OP-Tisch gefesselt und für eine Gehirnoperation hergerichtet. Derweil soll Lori bei den Ureinwohnern feierlich geopfert werden, jedoch neigt sich der Opferstein, auf dem sie liegt, just in dem Moment, als der Häuptling sein Messer ansetzen will, dergestalt, dass sie der ganze Stamm für (eine unlängst erwartete?) Göttin hält. Chandler kann sich unterdessen unter großer Mühsal aus seinen Fesseln befreien und Molotto töten. O’Brien hetzt sofort zwei Zombies auf ihn, derer er sich kaum erwehren kann. Doch als sich O’Brien schon siegessicher glaubt, eilt Lori mit ihren neuen Kannibalenfreunden herbei und der verrückte Wissenschaftler sowie seine künstlichen Spießgesellen kriegen von den Kitonesern gehörig den Marsch geblasen. Lori und Peter indes dürfen sich als gerettet betrachten.

Obwohl ZOMBIES UNTER KANNIBALEN in erster Linie deshalb existiert, weil Fabrizio de Angelis, der zuvor auch für WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES als Geldgeber fungierte, weiteres Vermögen aus dem weltweiten Erfolg der Modeerscheinung des Zombiefilms und der ebenfalls immer noch für volle Häuser sorgenden Kannibalenfilmwelle schlagen wollte, ist mit diesem Film ein durchaus beachtenswertes Werk entstanden, denn die Tatsache, dass mit ZOMBIES UNTER KANNIBALEN eine der absolut niedrigsten Stufen des Exploitationkinos beschritten wird, muss ja Qualität nicht zwangsläufig ausschließen. Und die Qualität liegt bei ZOMBIES UNTER KANNIBALEN weit unter der Oberfläche verborgen, denn in dem Streifen gibt es keine wirklich brauchbaren Schauspieler zu sehen, die Dialoge sind in jeder Sprachfassung absolut lachhaft und das Make-up der Zombies wahrscheinlich mit der Betonmischmaschine angerichtet. Auch der Rest der vornehmlich sehr blutreichen Effekte, die nichtsdestoweniger gerade im Kino eine ungemein "schöne" Wirkung zu entfalten wissen, sind haarsträubend mangelhaft gefertigt. Das hinderte Regisseur Marino Girolami, übrigens der Vater von Regielegende Enzo G. Castellari (Enzo Girolami), aber nicht daran, diese dennoch leinwandfüllend von der Kamera einfangen zu lassen und damit der Vorgabe des Marktes, nämlich schneller, bunter, greller und noch viel, viel spektakulärer als alle anderen Genrevertreter zu sein. Und darum dreht es sich in ZOMBIES UNTER KANNIBALEN in erster Linie: Alles ist mehr oder weniger Mittel zum Zweck, um noch mehr von all dem zu präsentieren, was ein solches Werk funktionieren lässt. Dabei muss man gerade ZOMBIES UNTER KANNIBALEN aber zugute halten, dass er eine durchweg ansprechende Atmosphäre mit stimmiger Musik von Nico Fidenco mitbringt, die, wie so oft gerade bei italienischen Genrevertretern, viel zum Gelingen des Films beiträgt, und – mitunter der wichtigste Punkt – dass ZOMBIES UNTER KANNIBALEN in keiner einzigen Szene den einmal eingeschlagenen Weg gleichermaßen hanebüchener wie extrem reißerischer Menschenverunstaltungen verlässt und somit zumindest für Momente etwas anderes oder gar mehr sein will als das, was er ist. Der Film versteht sich Bild für Bild als reine Exploitation und gibt dies auch ohne Abstriche an den Zuschauer weiter. An sich also trotz aller Unzulänglichkeiten ein durchaus homogener Film, der als reines Gore-Schlachtfest seinen Ruf sowieso weg hat, und zwar in dem Maße, dass er trotz seiner aus heutiger Sicht schier unglaublichen Freigabe ohne Schnittauflagen durch die FSK im Zuge der ersten großen Gewaltvideodebatte Mitte der 80er Jahre mit einer bundesweiten Beschlagnahme bedacht wurde. Die Kürzungen in der deutschen Fassung wurden verleihseitig vorgenommen und betreffen ausnahmslos Handlungs- und Füllszenen, ohne die der Film aber bei genauerer Betrachtung ebenfalls sehr gut dasteht, im Vergleich zur ungeschnittenen Version ungemein an Rasanz zunimmt und viel schneller auf den Punkt kommt. ZOMBIES UNTER KANNIBALEN ist einer der ganz wenigen Filme, die sogar noch in der sich auf lediglich 240 Filmmeter erstreckenden Super-8-Fassung absolut reibungslos und ohne Einbußen funktionieren. Eine echte Seltenheit. Dass ZOMBIES UNTER KANNIBALEN in so gut wie allen deutschen Fassungen absolut „unkaputtbar“ ist, liegt auch an der gelungenen Synchronisation, die man dem Werk spendierte. Neben denkwürdigen Mono- und Dialogen (George zu Susan: „Soll das heißen, du machst über die Sache eine Reportage?“ – „Jawohl, das heißt es!“ – „Da wüsst’ ich einen guten Titel: Kein Klavier ist so beschissen, dass man nicht drauf spielen kann!“) wurden auch kompliziert und schlecht einprägsam erscheinende Rollennamen der Originalfassung gleich mit über Bord gekippt. Die Tonspur des Films präsentiert sich auch sonst von ihrer besten Seite, übertreibt in allen Effekten mindestens so maßlos wie die Vertonung von Prügeleien in einem Kung-Fu-Film, und wenn sich die Untoten mit einem alles übertönenden und echoenden "Aaaahhhh!" aus dem Busch erheben, bedarf es für einen nachhaltigen Schauer wirklich keiner Surroundausstattung. Was auf der internationalen Tonspur von ZOMBIES UNTER KANNIBALEN nicht zu finden war, wurde für die deutsche Synchronfassung gekonnt hinzuerfunden. So gibt es bei einer Kamerafahrt über O’Briens OP-Instrumentarien vor seinem Experiment mit Susan hier irres Gelächter und die immer wieder hervorgestossenen Worte „Blut! Töten! Zombie!“, die nicht nur O’Briens Wahnsinnigkeit noch einmal besonders herausstellen, sondern natürlich gerade aus heutiger Sicht auch für einige Heiterkeit sorgen. Ein genau entgegengesetzter Weg wurde hingegegen mit der amerikanischen Kinoversion beschritten, vor der hier dringend gewarnt sein muss. Fidencos Musik wurde durch nichtssagendes Geklimper von Walter Sear ersetzt, was dem Film an sich schon nicht gut bekommt, und dem ganzen Werk ein handwerklich sehr unsauber heruntergepfuschter Prolog, der Roy Frumkes Amateurproduktion TALES THAT’LL TEAR YOUR HEART OUT entnommen wurde, vorangestellt. Dank eines zudem noch sehr ungeschickten Marketing-Feldzuges, bei dem der US-Verleiher Terry Levene den Film in Richtung Slasher-Spektakel umzubiegen versuchte, da dieses Subgenre beim US-Start von ZOMBIES UNTER KANNIBALEN gerade en vogue war, wurde dem Film endgültig der Garaus gemacht. Alles in allem neben der US-Version des D’Amato-Films ANTROPOPHAGOUS die bislang schlimmste Verunstaltung eines an sich stimmigen Italo-Genrevertreters aus der Zeit auf dem amerikanischen Markt. In der unlängst erfolgten DVD-Auswertung des Films in den USA gibt es natürlich die Ur-Fassung von ZOMBIES UNTER KANNIBALEN zu sehen, die zudem auch qualitativ über jeden Zweifel erhaben ist; ein Urteil, das man über die deutsche DVD-Fassung von Dragon Entertainment vor allem wegen der extrem schlechten Nachsynchronisation bislang fehlender Szenen nur bedingt abgeben kann. Seine richtige Wirkung allerdings kann ZOMBIES UNTER KANNIBALEN natürlich nur in einem heruntergekommenen, schummerigen Bahnhofskino entfalten, in dessen Bestuhlung uralter kalter Rauch – wenn nicht Schlimmeres! – hängt.

Text und Titelgrafik: molotto

 

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